Patienteninformation Defibrillator
Was ist ein Defibrillator?
Ähnlich wie ein Herzschrittmacher besteht der Implantierbare Cardioverter/Defibrillator (ICD) aus einem Mikrocomputer und einer langlebigen Batterie, die in ein Titangehäuse eingekapselt sind. Der ICD wird in der Regel unter die Haut bzw. unter den Brustmuskel unterhalb des linken Schlüsselbeins implantiert.
Das Implantat erkennt lebensbedrohliche Herzfrequenzen (Herzrasen). Es reagiert darauf mit elektrischen Impulsen. Durch starke, schockartige Impulse kann es ein Kammerflattern oder -flimmern beenden und die Patienten vor dem plötzlichen Herztod schützen. Nicht auf jede Abweichung vom natürlichen Herzrhythmus reagiert das Gerät mit einem solchen Schock. Vielmehr verhindern oftmals die schwachen, nicht schmerzhaften Impulse oder die regelmäßige Stimulation durch den ICD, dass bedrohliche Herzrhythmusstörungen aus den Herzhauptkammern (sog. Kammertachykardien) das Herz überhaupt ins Flimmern gerät.
Der behandelnde Arzt wird die Implantation eines Defibrillators empfehlen, wenn Patienten bereits einmal ein Kammerflimmern erlebt haben und wiederbelebt worden sind oder wenn Patienten, insb. dann wenn Sie eine fortgeschrittene Herzerkrankung haben, ein besonders hohes Risiko in sich tragen, eine lebensbedrohliche Herzrhythmusstörung zu erleiden.
Woraus besteht der Defibrillator?
Moderne Geräte wiegen weniger als 75 Gramm und sind nur etwa einen Zentimeter dick. Das Gehäuse besteht aus Titan. An dessen Kopfseite befinden sich Anschlüsse für die Elektroden, die in das rechte Herz geführt werden. Die Elektroden bestehen aus edlen Metallen wie Silber, Platin oder Iridium und sind mit gewebefreundlichem Silikon isoliert. Messfühler an den Enden leiten die Herzsignale ständig an den Mikrocomputer des ICDs weiter. Bei Bedarf gibt der ICD elektrische Impulse durch die Elektroden an das Herz ab. Zu diesem Zweck wurde eine sogenannte Defibrillationselektrode integriert, die im Notfall schockartige Impulse in die Herzkammer leitet. Um den ICD auf individuelle Bedürfnisse einzustellen, benutzt der Arzt ein Programmiergerät. Die Datenübertragung erfolgt drahtlos. Zu diesem Zweck wird auf die Haut über dem Implantat ein Programmierkopf gelegt, der durch Kabel mit dem Programmiergerät verbunden ist.
Implantation eines Defibrillators
Ähnlich wie beim Herzschrittmacher ist die Implantation heutzutage ein Routineeingriff. Die Komplikationsrate ist mit 1 – 2 % sehr gering. Wir führen die Operation unter Vollnarkose durch, die von unseren anästhesiologischen Kollegen des Sonnenhauses durchgeführt wird. Der Eingriff dauert durchschnittlich nicht länger als eine Stunden.
Der Defibrillator wird im Brustbereich unter dem Muskel oder unter der Haut implantiert. Meist geschieht dies auf der linken Körperseite unterhalb des Schlüsselbeins. Während des Eingriffs wird die Elektrode durch eine Vene in die rechte Herzkammer vorgeschoben. An ihrem Ende wird sie mit dem ICD verbunden. In kurzer Zeit verwächst die Elektrode mit der Herzkammerwand, ohne das Herz in seiner Funktion zu behindern. Da Blutgefäße und die Herzinnenwand schmerzunempfindlich sind, spüren die Patienten die Elektrode nicht.
Zum Abschluss der Implantation wird unter Narkose künstlich ein Kammerflimmern ausgelöst und der Defibrillator programmiert und individuell getestet, indem beispielsweise ein Kammerflimmern künstlich ausgelöst wird, was das Gerät erkennt und beendet.
Nach der Implantation werden die Patienten in der Praxisklinik "Sonnenhaus" bis zum nächsten Morgen nachbetreut.
Antworten auf häufig gestellte Fragen
Wird der Defibrillator (ICD) durch andere Geräte gestört?
Kein elektronisches Gerät außer dem Programmiergerät Ihres Arztes kann die Programmierung Ihres ICDs ändern. Starke Magnetfelder können die Überwachungsfunktion des ICDs unterbrechen. Entfernen Sie sich von der Quelle des Magnetfeldes und der ICD nimmt seine Normalfunktion wieder auf. Diebstahlwarnanlagen in Kaufhäusern und Bibliotheken haben ein Störstrahlpotenzial, das eine normalerweise nicht erforderliche Therapie auslösen kann. Passieren Sie zügig den Ein- und Ausgangsbereich von Kaufhäusern und Kassenbereichen. Lehnen Sie sich nicht gegen die meist seitlich (manchmal versteckt) angebrachten Sicherungsschranken im Ein- und Ausgangsbereich.
Was spüre ich vom Implantat?
Der ICD liegt in einer Hauttasche im Brustbereich und zeichnet sich dort als kleine Erhebung ab. In den ersten Monaten wird das Gerät aufgrund seines Gewichts möglicherweise als Fremdkörper empfunden. Die Elektroden verlaufen vom ICD unter der Haut bis in den Bereich des Schlüsselbeins. Sie sind so dünn, dass Sie diese nach dem Abheilen der Operationswunden kaum noch spüren werden.
Was spüre ich von den elektrischen Impulsen?
Der ICD gibt bei Bedarf Impulse unterschiedlicher Stärke ab. Die meisten Arrhythmien lassen sich mit schwachen Stimulationen beenden, von denen Sie nichts spüren. Nur selten ist ein starker schockartiger Impuls erforderlich. Die meisten Personen haben bei einer starken Arrhythmie bereits für einige Sekunden das Bewusstsein verloren, so dass sie auch den starken Impuls nicht spüren. Wenn Sie doch einmal einen starken Impuls bei Bewusstsein erleben sollten, werden Sie, wie bei einem harten Schlag vor die Brust, einen möglicherweise heftigen, aber kurzen Schmerz spüren, der bald wieder vergeht.
Heilt der Defibrillator (ICD) meine Herzerkrankung?
Der ICD kann Ihre Herzerkrankung nicht heilen oder bessern. Das Gerät behandelt jedoch die Symptome Ihrer Herzkrankheit, so dass Sie wieder ein weitgehend normales Leben ohne Sorge vor lebensbedrohlichen Rhythmusstörungen führen können.
Brauche ich weiterhin meine Medikamente?
Nur Ihr Arzt kann diese Frage beantworten. Viele Patienten können nach der Implantation ohne ständige Medikamenteneinnahme leben. Oft ist jedoch eine begleitende Medikamenteneinnahme erforderlich, die das Herz zusätzlich unterstützt. Treffen Sie keinesfalls eigenmächtige Entscheidungen und halten Sie sich genau an die Anweisungen Ihres Arztes.
Ist der Schock für andere Personen gefährlich?
Eine Person, die Sie an Brust oder Rücken berührt, wenn Sie einen starken Impuls erhalten, wird möglicherweise ein schwaches elektrisches Kribbeln spüren. Das ist absolut schmerzlos und ungefährlich. Personen, die über Ihre Situation unterrichtet sind, werden keine unbegründete Furcht haben.
Kann ich mit dem Defibrillator (ICD) in Ruhe sterben?
Manche Menschen befürchten, daß sie mit einem ICD nicht in Ruhe sterben können. Wenn aber das Herz eines Tages seine Kraft verliert, wie bei allen Menschen, kann es kein elektrischer Impuls wieder zum Schlagen bringen.
Wann muss der Defibrillator (ICD) ausgetauscht werden?
Der ICD ist mit einer hochwertigen, sehr langlebigen Batterie ausgestattet und kann bis zu sechs Jahre halten. Je häufiger der ICD starke Impulse abgeben muss, desto schneller ist die Batterie verbraucht. Beim Nachsorgetermin überprüft Ihr Arzt, wie lange die Batterie noch funktionstüchtig ist. Deshalb ist es entscheidend, diese Termine einzuhalten.
Wie wird ein Defibrillator (ICD) ersetzt?
Bevor die Batterie des ICDs erschöpft ist, bekommen Sie einen völlig neuen ICD. Der Arzt macht einen Schnitt oberhalb der alten Implantationsnarbe, entfernt den alten ICD und ersetzt ihn durch das neue Gerät. Die Elektroden können in der Regel weiter verwendet werden. Deshalb dauert der Austausch des ICDs nicht so lange wie die Erstimplantation.
Was kann ein Defibrillator?
1. Antitachykarde und antibradykarde Stimulation:
Bevor das Herz ins Flattern oder Flimmern gerät, geht oft ein Herzrasen voraus. Der ICD gibt schwache elektrische Impulse in schneller Folge ab. Diese beenden in 60 bis 80 Prozent der Fälle das Herzrasen, bevor es zum Kammerflattern oder -flimmern wird. Der ICD stimuliert das Herz auch, wenn es zu langsam schlägt (Bradykardie). Diese Form der Stimulation ist vom Herzschrittmacher bekannt.
2. Kardioversion:
Wenn das Herzrasen trotz Stimulation anhält oder wenn es in Kammerflattern übergeht, setzt die nächste Therapiestufe ein. Die Kardioversion („Herzrhythmuswandlung”) besteht aus einem schwachen schockartigen Impuls, der weniger belastet als ein Defibrillationsimpuls.
3. Defibrillation:
Beim Kammerflimmern oder wenn die anderen Therapiestufen eine gewisse Zeit lang keinen Erfolg haben, wird ein starker schockartiger Impuls verabreicht. Meist beendet er die Tachyarrhythmie zuverlässig. In weniger als zehn Sekunden nach Eintreten des Kammerflimmerns kann die Energie für diesen starken Impuls bereitgestellt werden. Hält im Ausnahmefall die lebensbedrohliche Situation auch nach dem ersten Schock an, sind weitere Impulse vorgesehen. Vor deren Einsatz überprüft der ICD jedes Mal, ob die Tachyarrhythmie noch anhält. Nur in diesem Fall wird der vorbereitete Impuls auch verabreicht.
Was spüren die Patienten von den Impulsen?
Antitachykarde und antibradykarde Stimulation (Therapiestufe 1) spüren die Patienten so gut wie nicht. Sie merken den Erfolg dieser Therapieform vor allem daran, dass sich ihr Herzrhythmus normalisiert. Kardioversion und Defibrillation sind Therapieformen (Stufen 2 und 3), die kurzzeitig als schmerzhaft empfunden werden. Viele Personen verlieren vor der Impulsabgabe aufgrund des Kammerflimmerns das Bewusstsein, so dass sie nichts spüren. Menschen, die den schockartigen Impuls bewusst erleben, empfinden ihn wie einen starken Schlag vor die Brust, wobei der Schmerz sofort wieder vergeht. Mitunter verkrampfen sich kurzzeitig die Brust- und Armmuskulatur auf der Seite des Implantats und für ein bis zwei Tage ist eine Art Muskelkater zu spüren. Statistisch gesehen werden starke Impulse in den ersten Monaten nach der Implantation am häufigsten abgegeben. Nach einigen Monaten lässt die Notwendigkeit einer Therapieabgabe nach, so dass viele ICD-Patienten in den Folgejahren gänzlich ohne die Notwendigkeit von Kardioversion oder Defibrillation leben.